Angesichts der von zwei Berliner Fotografinnen in Szene gesetzten Aktbilder ist man irritiert. Aber nicht wegen der üblichen Präsentation nackter Brüste. Das Provokative besteht darin, dass diese fehlen. Naturgemäß ist man schockiert, wenn man in unserer grenzenlos überästhetisierten Zeit plötzlich mit der Realität schmerzhafter Krankheit konfrontiert wird. Das Frappierende an den Fotos ist, dass sie weder ins Voyeuristische abgleiten, noch mittels institutionalisierter Betroffenheitsmaschinerie zu einer Art Sozialporno verkommen. Im Gegenteil. Trotz offensichtlicher Visualisierung der vernarbten Folgen von Mastektomie und Chemotherapie präsentieren die Fotos starke, selbstbewusste Frauen, kämpferisch und sensibel. Dieser Kunstgriff gelingt nicht zuletzt aufgrund der Inszenierung der Protagonistinnen als “Amazonen”: ein der griechischen Mythologie entlehntes, matriarchalisch organisiertes, nur aus Frauen bestehendes Volk, deren Kriegerinnen der Legende zufolge bekannt waren, die rechte Brust zu amputieren, um besser mit Bogen und Speer hantieren zu können.